Es gibt Negativ und es gibt Negativ

Die meisten Menschen die schon länger mit Affirmationen arbeiten, wissen das eine Affirmation niemals negativ gestellt werden darf. Folgende Affirmationen sind dann auch verkehrt formuliert:

  • Ich werde nie mehr naschen.
  • Ich bin nie krank.
  • Niemand hasst mich.
  • Nichts kann mich noch aufhalten.

Warum das so ist, kannst du in einem früheren Artikel von mir lesen: "Do not inflate your lifejacket" (Der Artikel selbst ist deutschsprachig)

Die Affirmationen des Monats beinhalten allerdings auch Affirmationen wie die folgenden:

  • Ich lasse alle Ängste jetzt los.
  • Alle Kälte strömt aus meinem Körper.
  • Ich umarme meinen Ärger in Liebe.
Jedes Mal wenn ich diese Art von Affirmationen gemacht habe, bekomme ich Reaktionen von Menschen, die wissen wollen, warum ich negative Wörter in meinen Affirmationen verwende. "Affirmationen dürfen doch nie negativ sein?" fragen sie mich dann. Oft schreiben Menschen auch, dass sie diese Affirmationen nicht verwenden wollen, da sie ein unangenehmes Gefühl dabei haben.

Recht haben sie. Etwas das sich nicht gut anfühlt, solltest du auch nicht tun.

Warum aber mache ich diese Affirmationen trotzdem?

Dazu will ich sagen: Es gibt Negativ und es gibt Negativ. Im folgenden Stück gehe ich darauf näher ein.

Grammatikalisch negativ
Im ersten Fall betrifft Negativ ein grammatikalisches Negativ. Dabei verwendest du Wörter wie niemals, nicht, niemand, nichts, nirgends, etc. Dein Gehirn kann diese Negativen nicht registrieren, schon gar nicht wenn ein Kommando ausgeführt werden soll, und es funktioniert daher nicht, diese in einer Affirmation zu verwenden. Beim bekannten Beispiel: "Denke NICHT an einen rosa Elefanten", denkst du erst an einen rosa Elefanten, um ihn anschließend aus deinen Gedanken zu entfernen (siehe auch "Do not inflate your lifejacket"). Sagst du also: "Ich bin nie krank", visualisierst du zuerst dass du sehr wohl krank bist. Darum kannst du besser "Ich bin gesund" verwenden.

Negative Ladung
Andererseits gibt es Wörter, die negativ genannt werde, weil sie eine negative Ladung haben. Das sind Wörter wie Angst, Hass, Wut, Kälte, Krankheit, etc. Diese Wörter werden von jedem anders erfahren (während grammatikalische Negative von jedem auf dieselbe Art und Weise erfahren werden), was den relativen Charakter dieser Wörter angibt. Es stimmt allerdings, dass diese Wörter ein unangenehmes Gefühl verursachen können.

Aber sind diese Gefühle, diese Wörter tatsächlich negativ? Oder erfahren wir sie als negativ, weil sie bei uns ein unangenehmes Gefühl verursachen?

Diese Gefühle sind Teil von uns selbst – nur die erleuchtesten Meister kennen keine Wut, keine Angst oder keinen Hass mehr (Bei Krankheit und Kummer zweifle ich, da ich gehört habe dass der Dalai Lama sehr wohl weint, wenn er vom Tod eines geliebten Menschen hört.). Diesen Teil von uns selbst negativ zu nennen, bedeutet eigentlich einen Teil von uns selbst abzuwerten und abzuweisen. Deine eigenen Ängste oder deine eigene Wut dagegen liebevoll zu betrachten, ist der erste Schritt, diese Kräfte in uns selbst zu transformieren.

Pflaster
Du kannst Affirmationen verwenden, wenn du dich gut fühlen möchtest, eine mentale Stimulans nötig hast. Das ist sicher nicht verkehrt und ich tue es dann auch regelmäßig. Es verbirgt sich allerdings eine Gefahr dahinter. Menschen die kritisch gegenüber Affirmationen eingestellt sind, wissen das und haben damit auch recht: Affirmationen werden auf diese Art und Weise wie eine Lackschicht aufgetragen, so zu sagen wie ein Pflaster auf einer Wunde verwendet. Du veränderst nicht wirklich und der Kern deiner Angst oder Wut, deines Kummers oder deiner Kälte, die auch in dir hausen wird nur maskiert und nicht berührt.

Kurzfristig kann das sehr nützlich sein. Auch funktioniert es bei vielen Denkmustern hervorragend, nur mit positiven Wörtern zu arbeiten. So kannst du negative Überzeugungen, die du über dich selbst hast (zum Beispiel: Ich bin hässlich) auf diese Art und Weise durchbrechen und in eine positive Überzeugung umprogrammieren (Ich bin ein fantastisches Wesen). Dafür habe ich auch "Durchbrich deine Denkbilder", ein Arbeitsheft zur Affirmation, geschrieben.

Hast du allerdings Probleme mit Angst in Bezug auf ein bestimmtes Gebiet oder bist du nervös vor einer Prüfung oder erfährst du eine gewisse Kälte in dir selbst, dann gehen diese Gefühle tiefer wie jede Überzeugung. Du kannst dann ein Pflaster von positiven Affirmationen darauf kleben - diese funktionieren auch und es ist sicher gut sie zu verwenden -, aber du kannst dich auch dem scheinbar Negativen in dir selbst zuwenden.

Sicher nicht um es wachsen zu lassen sondern um es als wesentlichen Teil deiner selbst zu erkennen. Es ist nämlich ein Teil deiner selbst, der dir zeigen will auf welchen Gebieten deines Lebens du noch wachsen kannst, ein Teil deiner selbst der Licht nötig hat. Willst du Kälte, Angst, Wut oder welches Gefühl auch immer aus deinem Leben entfernen, musst du es betrachten, es akzeptieren. Danach kannst du es bewusst loslassen und auflösen in deiner Liebe.

Ich weiß, dass nicht jeder so darüber denkt. Ich möchte dir darum auch raten, deinem eigenen Gefühl zu folgen. Wenn du keine Affirmationen mit negativ geladenen Wörtern verwenden willst, dann musst du das sicher nicht tun. Ich werde sie allerdings weiterhin in den Affirmationen des Monats verwenden, sollte es so nach vorne kommt. Hoffentlich macht dieser Artikel deutlich, warum ich das tue!

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